Im 19. Jahrhundert gab es eine ganze Reihe von jüdischen Forschungsreisenden, die Erstaunliches geleistet haben. Der Bekannteste unter ihnen ist (oder besser war) Eduard Schnitzer, der sich Emin Pascha nannte und 1892 von Sklavenhändlern in Afrika ermordet wurde. Nicht minder bekannt war der Orientreisende und Hobbyarchäologe Freiherr Max von Oppenheim, der 1899 die hethitische Palastanlage am Tell Halaf entdeckte und freilegte. Zu nennen wäre auch der Alpinist Gottfried Merzbacher. Er leitete die außeralpine Hochgebirgsforschung ein.
Der Forschungsreisende und Fotograf Hermann Burchardt „war einer jener seltenen Männer, die der Wissenschaft dienen, ohne irgendwelchen Anspruch zu erheben, genannt und gefeiert zu werden". 1
Über seine Kindheit und Jugend weiß man fast nichts. Bekannt ist nur, dass der Vater eine Firma, einen Betrieb, ein Geschäft oder Ähnliches besaß und Hermann Burchardt die Handelsschule besuchte, um in das väterliche Unternehmen einsteigen zu können. Als Hermann 30 Jahre alt war, starb der Vater. Für den Sohn war das die Gelegenheit, dem ungeliebten kaufmännischen Beruf zu entkommen. Durch den Verkauf der väterlichen Firma besaß er genügend Kapital, um nun als „Privatier“ zu leben. Sein Fernweh führte ihn zunächst nach Italien, Spanien, Marokko,Tunis, Ägypten, Palästina , Indien, Island, Lappland, Amerika und Australien. Das heißt, er reiste in verhältnismäßig kurzer Zeit in fünf Erdteilen. 2
Hermann Burchardt war ein stiller und bescheidener Mann, der es nicht liebte, im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen. „Wer ihn nicht näher kannte, musste ihn für einen wortkargen, verschlossenen Sonderling halten: So viel er auch gesehen und erlebt hat, er war schwer zu bewegen, im größeren Kreis davon zu sprechen.“ 3
Im
Verlauf seiner Reisen reifte in ihm der Plan, die islamischen Länder
zu studieren.
Er wusste aber schon, dass dies ohne entsprechende Sprachkenntnisse
unmöglich ist. Darum besucht der 33jährige das Seminar für
Orientalische Sprachen (SOS) zu Berlin. Burchardts Lehrer war der
Orientalist Martin Hartmann (1851 -1918), der nach seinem Studium in
Leipzig Hauslehrer in Konstantinopel wurde, ab 1875 Dolmetscher am
Generalkonsulat in Beirut war und 1887 als Lehrer für Arabisch ans
Seminar für Orientalische Sprachen kam. Hartmann war in Deutschland
der erste und lange Zeit der Einzige, der die staatliche Gestaltung,
die politischen Kämpfe, die kulturellen Verhältnisse des modernen
Orients in den Bereich seiner Studien einbezog. 6
Hermann
Burchardt dagegen lernte fleißig Arabisch, Türkisch und die
Grundlagen des Swaheli und des Persischen. 1892
verließ er Berlin, um von nun an – abgesehen von den Besuchen, die
ihn alle
zwei bis drei Jahre nach Deutschland führten – in der arabischen
Welt zu leben.
Von den 52 Jahren seines Lebens hat er die Hälfte in fernen Ländern verbracht.
Sein Judentum hat Burchardt - im Gegensatz zu manch anderem – nie
geleugnet, auch die Religion seiner Väter nicht verlassen. Im
Gegenteil, er schenkte dem Judentum und den Judenquartieren (vor
allem im Jemen) große Aufmerksamkeit und versuchte, den in oft sehr
ärmlichen Verhältnissen lebenden Juden zu helfen. Er
selbst hatte im Allgemeinen nicht darunter zu leiden, dass er Jude
war. Nur „bei
der Durchreise durch Russland“ erlebte er „ in seiner Eigenschaft
als Israelit Widerwärtigkeiten,
die dem Weitgereisten weder bei den Eskimos noch bei den Australnegern
passiert sind.“ 8
Seine erste Reise in der islamischen Welt führt ihn 1893 in die Oase Siwa (ägypgtisch: sekhetam =Palmland) im Nordwesten Ägyptens. Die Oase – 800 km von Kairo entfernt – befindet sich inmitten der Libyschen Wüste und umfasst eine Fläche von 72000 qkm. Im Süden der Oase liegt das ägyptische Sandmeer, eine Wüste mit über 100 Meter hohen Dünen. Bereits in der Antike war der dortige Amuntempel als eine neben Delphi bedeutende Orakelstätte bekannt. Kein geringerer als Alexander der Große soll hier Rat gesucht haben. Als erster Europäer gelangte bereits 1664 (!) der Gothaer Orientalist Joh. Michael Wansleben an diesen Ort.
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten mietet sich Hermann Burchardt eine Wohnung in der Altstadt von Damaskus. Hier fand er quasi seine zweite Heimat. Von Damsakus aus unternimmt er Reisen in alle Teile Syriens, nach Mesopotamien, Persien, dem östlichen Afrika, nach Ostarabien und dem Jemen. Hermann Burchardts ständiger Begleiter wurde der Syrer Abu Ibrahim.
Die Millionenstadt Damaskus gilt übrigens als die älteste kontinuierlich bewohnte Stadt der Welt. Mark Twain, der 1867 den Ort besuchte, schrieb bewundernd: „Damaskus mißt die Zeit nicht nach Tagen, Monaten und Jahren, sondern nach den Reichen, die es hat erstarken, aufblühen und verfallen sehen. Es ist ein Urbild der Unsterblichkeit.“ 9 Die Stadt mit den sieben Toren und der langen und wechselhaften Geschichte gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Hier hatte übrigens der Apostel Paulus sein Bekehrungserlebnis. 10
Zur
Blüte gelangte Damaskus zur Zeit der Umayyaden. Um das Jahre 705 begann
man mit dem Bau der berühmten Umayyaden – Moschee, der ersten Moschee
in solch gewaltiger Größe. Als Burchardt hier lebte, gehörte die
Metropole zum osmanischen Reich. Dreimal besuchte Burchardt den
Jemen. Es gelang, ihn zu zwei Vorträgen über seine ersten beiden
Reisen vor einem interessierten Zuhörerkreis in Berlin zu bewegen.
Beide Vorträge wurden in der Zeitschrift der Gesellschaft für
Erdkunde veröffentlicht. Buchardts Vorträge zeichnen sich durch
große Sachlichkeit aus. Von atemberaubenden Abenteuern oder
spektakulären Erlebnissen ist darin nicht die Rede. Nur am Rande
erwähnt er unangenehme Beschwerlichkeiten und gefährliche
Situationen. Aber manchmal erzählt er mit feiner Ironie von dem, was
er erlebte. So in seinem Vortrag am 3. Februar 1906 mit dem Titel
„Ost – Arabien von Basra bis Maskat auf Grund eigener Reisen“:
„Nach
dem üblichen Salam und Kaffee – und Teetrinken begann das
Ausfragen. Es
sind überall die gleichen Fragen, die gestellt werden. „Wie heißt
Du, woher kommst
Du, weshalb reist Du, erhältst Du Geld von Deiner Regierung, hast Du
ein Amt“
... „Daß ich zum Vergnügen reise, glaubt mir kein Araber. Man
kann ihrer Ansicht
nach nur reisen, um Geld zu verdienen oder ihr Land auszuspionieren. Gewöhnlich
beantwortete mein Diener derartige Fragen, ohne sich gerade zu sehr
an die Wahrheit zu halten.“11 (S.
314)
1903
/04 reiste der „Privatier“ Burchardt von Basra am Persischen Golf
über Kuwait,
Abu Dhabi und Dubai nach Oman, dem Sultanat im Osten der Arabischen
Halbinsel. Dass Burchardt nicht nur am Leben und Agieren der Scheichs
und Offiziere, sondern auch an dem der nicht so vom Glück
begünstigten Menschen interessiert war, zeigt folgende Passage, die
aus seinem Vortrag am 3. Februar 1906 stammt: „Ich
benutze deshalb zur Reise nach Quet, Bahrein und Adjer eine Bum, ein kleines
offenes Segelschiff. Der Reisende muß zwar auf jedwelche Bequemlichkeit
verzichten, wird aber hinreichend entschädigt durch das interessante
Leben an Bord, das sich seit Sinbads Zeiten wohl kaum verändert hat.“
12
"Das
Leben spielt sich an Bord ungefähr folgendermaßen ab. Beim ersten
Schein der
Morgenröte ertönt die Stimme des Reis“ 1. Steuermann , er
ruft zum Gebet.
„Gott ist groß, auf zum Gebet, das Gebet ist besser als Schlaf“.
Alle verrichten
die nicht gerade appetitlichen religiösen Waschungen und das vorgeschriebene
Gebet. Waschungen und Gebet wiederholen sich fünfmal am Tag.
Bei gutem Wetter und günstigem Wind wird die übrige Zeit mit
Kaffeetrinken, Ausbessern der Kleider und Segel und Ungeziefer -
Absuchen ausgefüllt. Bei schlechtem Wetter bietet das Umsetzen der
Segel und Ausschöpfen des Seewassers vollauf Beschäftigung. Das
Leben der Schiffer scheint sehr aufreibend zu sein; die Hitze am
Tage, abwechselnd mit oft recht fühlbarer Kälte nachts, die
blendende Sonne scheinen ihren Einfluß zu üben. Alle hatten
irgendwelche Gebrechen, schlechte Zähne und hauptsächlich
Augenkrankheiten sind häufig; auf zwei Schiffen, die ich benutzte,
befand sich je ein blinder Matrose.“ 13
Schreiben
war nicht gerade Burchardts Ding. Er verzichtete darauf, seine
Erlebnisse und Entdeckungen „schriftlich zum Ausdruck zu bringen
und der Allgemeinheit
zugänglich zu machen“ 14,
obwohl ihm dafür genug Stoff zur Verfügung stand. Sein Metier war
die Fotographie. Auf seinen Reisen hatte er immer die komplette
Fotoausrüstung dabei. Zwar hatte die Erfindung der sog.
Trockenplatte durch den Engländer Richard Learch Maddox (1816 –
1903) im Jahr 1871 das Fotografieren erheblich erleichtert, aber
Stativ, Kamera, Fotoplatten (10 Stück wogen 12 Kg) und Chemikalien
mussten doch irgendwie befördert werden. Die Plattenfotografie
ermöglichte übrigens gestochen scharfe Bilder. Burchardt fertigte
jeweils am Abend sog. Kontaktabzüge (dabei wird das Negativ direkt
auf das Fotopapier gelegt und kurz belichtet) an, die er dann an Ort
und Stelle zeigen konnte. 1911
überließ Burchardts Neffe Max Ginsberg dem Berliner
Völkerkundemuseum (heute
Ethnologisches Museum) 2000 Photo-Negative, Glas- und
Zelluloidplatten im
Format 13x18 und Glasplatten im Format 8x12. - Zeugen einer längst vergangenen
Zeit.
Wie
war es Burchardt eigentlich möglich, in den muslimischen Ländern,
die er bereiste,
fotografieren zu können. Befolgen Muslime nicht ein Bilderverbot? Alle
Fachleute sind sich einig: es gibt im Koran kein Verbot von
bildlichen Darstellungen.
Eine Verurteilung von Bildern findet sich nur in der Hadith - Literatur.
(In den Ahadith [Plural von Hadith] wurden Aussagen und Handlungen des
Propheten Mohammed aufgeschrieben.) Dort sind einige Worte des Propheten
gegen Bilder und Skulpturen überliefert, wie: „Die schlimmste
Strafe beim
Jüngsten Gericht werden jene erleiden, die die Schöpfung nachgeahmt haben."
15
Trotz
Mohammeds Abneigung gegen Bilder hat es im Islam, vor allem im
sunnitischen Bereich, immer sehr schöne bildliche Darstellungen
gegeben. Mithin
kann man eher von einem Bildervermeidungsgebot sprechen als von einem
Bilderverbot. 16
Burchardt
konnte sich auf den Gelehrten und Freiheitskämpfer Emir Hadschi Ab del-Kader
(1808 – 1889) in Damaskus berufen, der bereits 1860 schrieb, dass das
Foto nur durch göttliches Licht ermöglicht wird und als Resultat
einer Art allein
technischen, spiegelbildlichen Wiedergabe von Menschen anzusehen ist. Somit
stellt die Fotografie nur ein Abbild ohne eigentliche Seele dar. Und
weil es keine
Wiedergabe des menschlichen Wesens ist, sei die Fotografie erlaubt.
17 Dieser
Theorie schloss sich die islamische Oberschicht an. Ihre Angehörigen ließen
sich von Burchardt gern fotografieren. In den ländlichen Gebieten
war es für
ihn allerdings nicht so leicht, Menschen vor die Kamera zu bekommen. Seine
liebenswürdige, zurückhaltende und ruhige Art verschaffte ihm aber Kontakt
zu Bewohnern der Länder und Orte, die er besuchte. Er konnte immer wieder
Menschen dafür gewinnen, sich von ihm fotografieren zu lassen. Da er
am gleichen
Tage noch Kontaktabzüge anfertigte, konnte er das Ergebnis denen zeigen,
die sich von ihm ablichten ließen. Oft hat er seine Fotos
verschenkt. Burchardts
Bilder sind völlig frei von den damals gängigen Orientfantasien.
Sein Interesse
galt den alltäglichen Dingen und nicht den sensationellen, dem normalen
Tagesgeschehen und nicht den Ausnahmen. Es sind „leise Bilder“18., so Andreas Pflitsch, die den nüchternen Charakter des Fotografen
wiederspiegeln. Man
muss die Fotos lange anschauen und auf sich wirken lassen, um das Besondere
und Erstaunliche zu erkennen, was sie zeigen. Buchardt fotografierte
Städte und deren Leben am Hafen, das Treiben auf den Märkten, aber
auch Landschaften, archäologische Stätten und alte Inschriften.
Sowohl den wohlhabenden Scheichs als auch den armen Bauern galt sein
Interesse. Interessant
ist, dass sich keine Fotos von Frauen und Kindern in seinem Nachlass finden.
Das könnte daran liegen, dass es in den Ländern, die er besuchte,
als unschicklich
galt, wenn sich Frauen fotografieren lassen. Burchardt war nicht nur
ein Meister der fotografischen Techniken, er verfügte auch über
einen speziellen Blick für das Typische des Landes, der Stadt, der
Bewohner. Er hatte eine gutes Gespür für das „Größte und für
das Kleinste“. 19
Annegret Nippa und Peter
Herbstreuth 20 berichten
vom Versprechen Prof. Sachaus, das Seminar für Orientalische
Sprachen würde eine Zeitschrift für die Bilder und Berichte der
Reisen Burchardts herausgeben. Auf dieses Versprechen vertraute
Burchardt, doch die Zeitschrift erschien nie. Für populäre
Veröffentlichungen waren seine Bilder nicht medienwirksam genug. Auf
Unterstützung durch Universitäten und Sponsoren konnte er nicht
hoffen, und für eine Veröffentlichung im Selbstverlag fehlten ihm
die nötigen Gelder.
Anders
der clevere und betuchte Dr. Freiherr Max von Oppenheim
(Hobbyarchäologe, Reisender, Diplomat, Dandy), dessen Buch „Vom
Mittelmeer zum
Persischen Golf“ ein Bestseller wurde. Für die darin verwendeten
Fotos benennt
er pauschal fünf Fotografen, denen er die Bilder verdankt, doch
eine intensive
Recherche von Dr. Annegret Nippa offenbarte, dass mehr als ein
Drittel der
Fotos von Burchardt stammen. Burchardts
Aufzeichnungen und Notizen galten lange Zeit als verschollen. Eugen Mittwoch
(1876 – 1942), Professor am Seminar für Orientalische Sprachen,
hatte in
den 1920er Jahren die Jemen – Papiere Burchardts gesichtet und
ausgewertet. In
Mittwochs Nachlass, der sich inzwischen im Nationalarchiv in
Jerusalem befindet,
fand man schließlich einen Teil der Burchardtschen
Hinterlassenschaft. Mit
seinen wiedergefundenen Tagebüchern, Briefen, Listen und Bildtiteln
konnten 90%
seiner Fotografien lokalisiert und datiert werden. 21
Nachdem
Burchardt bereits zweimal in den Jemen gereist war, weilte er im Jahr 1909
längere Zeit in diesem Lande. Mit seinem Lehrer und Sekretär ACHMED
IBN MUHAMAD AL-GARADI trieb Hermann Burchardt in Sana’a.
Sprachstudien. Über diese Stadt berichtet Burchardt unter anderem: „Sanaa,
die Hauptstadt des Yemen, soll die älteste Stadt der Welt und von
Noah gegründet
sein. Sie liegt etwa 200 km von der Küste entfernt..., in einer Höhe
von 2250 m, weshalb, trotz der Nähe des Äquators, das Klima dem von
Mittel – Italien gleicht. In den Gärten gibt es noch einige
Dattelpalmen, aber ihre Früchte reifen nicht, ebenso finden sich
alle Früchte und Gemüse der gemäßigten Zone...“
„Auf
Grund einer kaiserlichen Irade“ (Sultanserlass) „ ist zwar die
Einfuhr und Bereitung
berauschender Getränke im Yemen verboten, doch wird von Juden ein ganz
leidlicher Wein und ein sehr guter Arak hergestellt und auch von Andersgläubigen
gern vertilgt. Die Stadt zählt wohl 50000 Einwohner...“ 22
Am
9. November verlässt Burchardt mit seiner Begleitung Sana’a , um
über Ta’izz nach
Mokka am Roten Meer zu gelangen. Zu Scheich JAHJA b. Muhammad Hamid
ed –Din , der trotz osmanischer Besetzung der eigentliche Herrscher
des Landes war, hatte Burchardt ein freundschaftliches Verhältnis.
Der billigt das Unternehmen ausdrücklich. Es sollte Burchardts
letzte Reise werden. Sein
Sekretär ACHMED IBN MUHAMAD AL - GARADI verfasste über den Tod Hermann
Burchardts einen ausführlichen Bericht, aus dem hier ein kurzer Ausschnitt
wiedergegeben wird: „Am
folgenden Tag (19. Dezember) stand der hochgeehrte Herr auf, befahl
den Dienern,
die Tiere zu beladen und suchte seinen Sekretär, damit er mit ihm
gehe. Man
teilte ihm mit, dass er Fieber habe, er glaubte aber ihrer Rede
nicht. So ging er
selbst zu seinem Sekretär hinauf und fand ihn zu Bette liegen. Da
fühlte er ihm den
Puls und merkte, dass er Fieber habe. Er gab ihm fünf
(Chinin)sulfattabletten.
Der Herr brach auf in Begleitung des Konsuls Benzoni und von
vier Mann Bedeckung... Sie alle brachen auf und gelangten nach
Maiswara. Die Menschen waren dort von allen Plätzen aus zu Markt.
Der Herr nahm e - Uden von der höchsten Stelle des Negel auf.
Hierauf gingen sie vom Negel hinunter und passierten das Wadi ed –
Dor. Da griffen die Banditen sie mit Flinten an, töteten die
Herren...“ Ein Reiter, der von Ibb kam, sagte uns, „dass die
Banditen uns bei es - Sahal erwarteten, dass es ihr Glaube sei, die
Herren hätten viel Gold bei sich gehabt.“ 23
Nach
seinem Tod gab es Stimmen, die behaupteten, Burchardt hätte durch schlechte
Behandlung die Eingeborenen zur Verzweiflung gebracht, außerdem sei er
politischer Agent gewesen. Professor Sachau, der Direktor des
Seminars für Orientalische
Sprachen in Berlin, hat diese Anwürfe entschieden zurückgewiesen und
sie als plump und gemein bezeichnet.24
Der italienische Kaufmann
Caprotti in Sana’a, ein Freund Burchardts seit seinem 1. Besuch im
Jemen, schließt seine Mittelung an die Angehörigen Burchardts vom
23. 12. 1909 mit den Worten: „Unser
armer, unglücklicher Freund war von allen, die ihn kannten, geliebt.
Die Armen
von Sanaa beweinen gewiß seinen tragischen Tod. Gott wird seiner Herzensgüte
und Mildtätigkeit gedenken. Ich weiß wohl, was er getan hat, um die Armen
zu trösten.“25
Und
Prof. Sachau beendete seinen Nachruf mit dem Satz: „Mit ihm ist
allzufrüh einer
der würdigsten Vertreter der deutschen Forschung heimgegangen.“ 26
Anmerkungen
1 Max Grunwald, Anteil der Juden an den geographischen Entdeckungen, in: Menorah: Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur, Heft 8, August 1926, S. 435
2 Aus dem Jemen, Hermann Burchardts letzte Reise durch Südarabien, bearbeitet von Eugen Mittwoch, Festgabe für den vierten Deutschen Orientalistentag in Hamburg, Brockhaus, Leipzig, S. 2
3 ebenda
4 Gebietsverhandlungen nach dem Frieden von San Stefano, der den türkisch – russischen Krieg von 1787 beendete
5 Sabine Mangold, Eine „weltbürgerliche Wissenschaft“ – die deutsche Orientalistik im 19. Jahrhundert, Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2004, S, 238 -245
6 Carl Heinrich Becker, Islamstudien - Vom Werden und Wesen der islamisch3n Welt, Band 2, 1924
7 Sabine Mangold, Ein „weltbürgerliche Wissenschaft“ 2
8 M. Friedländer, Hermann Burchardt, Mitteilungen aus seinen letzten Briefen, in: Ost und West, illustrierte Monatsschrift für das gesamte Judentum, Berlin, 1910, S. 107
9 M. Twain, Die Arglosen, 1869, S. 484f
10 Neues Testament, Apostelgeschichte 9, 3ff
11 Ost – Arabien von Basra bis Maskat auf Grund eigener Reisen, Vortrag von Hermann Burchardt in: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde, 1906, S. 314
12 Ost – Arabien von Basra bis Maskat..., S. 365
13 Ost – Arabien von Basra bis Maskat..., S. 307
14 Eugen Mittwoch, Aus dem Jemen, S. 2
15 J. Christoph Bürgel, Das Bilderverbot im Islam, S. 134
16 Maria Haarmann (Hersg), Der Iszlam, ein Lesebuch, Beck, 2002
17 M. Friedländer, Hermann Burchardt, Mitteilungen aus seinen letzten Briefen, Compact Memory, 1910
18 A. Pflitsch, Orientfotografien von Hermann Burchardt, in: Quantara.de
19 A. Pflitsch, Orientfotografien von Hermann Burchardt, in: Quantara .de
20 A. Nippa, P. Herbstreuth (Hrsg) Unterwegs am Golf - von Basra nach Maskat, Photographien von Hermann Buchardt, 2006, S. 42
21 Seite 1 – Google Books A. Nippa & P. Herbstreuth, Unterwegs am Golf – Along the Gulf, Schile, Berlin, S.4,
22 Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde 1902, Nr. 7, Reiseskizzen aus dem Jemen, S, 599
23 Eugen Mittwoch. Aus dem Jemen, S. 37ff
24 Full text of „Juden als Erfinder und Entdecker", Veröffentlichung der Henriette Becker Stiftung, Berlin, S. 77
25 M. Friedländer, Hermann Buchardt – Mitteilungen aus seinen letzten Briefen, S. 110
26 Max Grunwald, a.a. O.
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