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Paulus Luther

Sein Leben von ihm selbst aufgeschrieben. Ein wahrhaftiger Roman

Christoph Werner

Ein lesenswerter und informativer historischer Roman, der das Leben Paul Luthers - jüngster Sohn Martin Luthers und seines Zeichens fürstlicher Leibarzt und Alchimist - erzählt.

In memoriam Georg Christoph Biller

In memoriam Georg Christoph Biller

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Robert Schneider bei einer Lesung in der Thomaskirche 2008, rechts G. Ch. Biller.
Robert Schneider bei einer Lesung in der Thomaskirche 2008, rechts G. Ch. Biller.

Als 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach ist Georg Christoph Biller im Alter von 66 Jahren nach langer, schwerer Krankheit am 27. Januar 2022 in Leipzig verstorben.

Geboren wurde der Sohn eines Pfarrers am 20. September 1955 in Nebra, wo er aufwuchs. Seine erste gründliche musikalische Ausbildung erhielt er von 1965 bis 1974 als Thomaner in Leipzig unter Erhard Mauersberger und Hans-Joachim Rotzsch. Erste Erfahrungen im Dirigieren sammelte der Hochbegabte als Chorpräfekt im Thomanerchor. Nach dem Abitur studierte er von 1976 bis 1981 Orchesterdirigieren bei Rolf Reuter und Kurt Masur; ebenso Gesang an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“.

Ab 1980 arbeitete er als Chordirektor des Leipziger Gewandhauses. Außerdem lehrte er als Dozent für Chorleitung an der Kirchenmusikschule Halle.

Am 1. August 1992 war Biller in sein Amt als Thomaskantor berufen worden. Er hatte es 22 Jahre lang inne. Aber er musste sich 2015 aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen.

In dem Nachruf der Stiftung Chorherren zu St. Thomas, des Bach-Archives, der Evangelischen-Lutherischen Kirchgemeinde St. Thomas und des forum thomanum Leipzig e. V. wird er geehrt als Thomaskantor, als langjähriger künstlerischer Leiter des Bachfestes und Mitbegründer der Vereine und der Stiftung, als Visionär und Ideengeber: „ Sein Herz schlug für die geistliche Musik in ihren gottesdienstlichen Bezügen, wobei er sich als 16. Nachfolger J. S. Bachs nicht nur dessen Werk verpflichtet sah, sondern als Komponist immer wieder auch das „neue Lied“ in der Thomaskirche zur Aufführung brachte. Ihm lag am Herzen, dass die Tradition der THOMANA von allen Kindern und Jugendlichen vermittelt wurde, auch über den Thomanerchor hinaus. „Glauben, Singen, Lernen“ waren für ihn die Grundlagen, von denen er auch selbst lebte. Wir verdanken ihm beglückende musikalische Momente in Motetten, Gottesdiensten und Konzerten. Wir werden immer an ihn denken und befehlen ihn Gottes Liebe an...“

Seinem Wunsch entsprechend bittet die Familie statt Blumen um eine Spende für das forum thomanum Leipzig e. V., um dessen Aufbau Biller sich verdient gemacht hat.

Mit dem Trauergottesdienst in der Thomaskirche am 10. Februar 2022 verabschiedeten sich die Bürger Leipzigs und die Stadt. Am Freitag, den 11. Februar 2022 um 18.00 Uhr, fand außerdem eine Gedenkmotette mit dem Gewandhauschor statt.

Leipzig nahm Abschied mit einer bewegenden und übertragenen Trauerfeier in der Thomaskirche.

Der Anfang des Trauergottesdienstes gehörte dem Thomanerchor unter Leitung des neu berufenen Thomaskantors Andreas Reize. Ihre Stimmen fanden hinein in die Bach-Kantate „Ach Gott, wie manches Herzeleid“. Der Gesang war getragen von sanfter Traurigkeit und Dankbarkeit.

Thomaspfarrer i. R. Christian Wolff nahm Abschied von seinem Freund und seinem Partner im Dienst der musikalischen Verkündigung: „Krankheit und qualvolles Sterben sind Teil des Lebens...Krankheit dazu da, Heilung zu ermöglichen.“ Die könne aber auch im Tod liegen , der nichts weiter bedeutet als endgültige Freiheit und Heimkehr zu Gott. Als im Jahre 2015 Biller das Laufen und das Sprechen schon schwerfiel, wehte „in dem Moment, in dem er vor dem Thomanerchor trat, aus seiner Mimik, seinen Gesten der Geist, der aus der Musik sprach.“ Nun sei er sicher, sagte Wolff, dass Georg Christoph Biller „in Gottes Welt zu Füßen Johann Sebastian Bach zu sitzen kommt.“

Auch Oberbürgermeister Jung fand würdigende Worte für den „nicht pflegeleichten Partner“.

Der Gewandhauschor, den Biller von 1980 bis 1991 leitete, singt beeindruckend Max Regers späte Mottete „Der Mensch lebt und bestehet“. Das Ensemble Amarcord lässt es sich nicht nehmen, im Trauergottesdienst makellos zu singen: „Sana me Domine“ von Josquin Desprez. Die Mitglieder von Amacord waren Thomaner und sind unter Biller musikalisch sozialisiert worden.

Während Billers Sarg zum Westportal hinausgetragen wird, spielt Thomasorganist Johannes Lang, dessen Urgroßvater Günter Ramin war, den letzten Contrapunctus aus der „Kunst der Fuge“. Lang endet mit dem Choralvorspiel „Vor deinem Thron tret ich hiermit“.

 

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