Leipzig-Lese

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Neuerscheinung: Kennst du Bertolt Brecht?

Neuerscheinung: Kennst du Bertolt Brecht?  Mit CD  zum Buch.

Vorgestellt von Gudrun Schulz

Der neue freche Ton des jungen Brecht revolutionierte das Theater. Seine Stücke sind aufrüttelnd, kritisch und richten sich gegen die bürgerliche Gesellschaft seiner Zeit.

Zu bestellen:  http://bertuch-verlag.de/376-0-Kennst-du-Bertolt-Brecht.html

Bertolt Brecht

Bertolt Brecht

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

 

Bereits bei der Uraufführung am 08.Dezember 1923  von Brechts erstem Stück „Baal" im Alten Theater in Leipzig (Regie: Alwin Kronacher) kam es zu Tumulten im Premierenpublikum. Die „Leipziger Neuesten Nachrichten"  vermittelten ein Bild dieses Abends:

„ Das Theater glich einem Schlachtfeld, als der Vorhang endlich, endlich fiel...Zwei Heerhaufen tobten wild gegeneinander. Ich habe die Leipziger nie  so völlig außer sich gesehen...Man pfiff und schrie, und wenig fehlte, so hätten die Hitzköpfe sich ihre gegenseitige Meinung mit Fäusten  demonstriert..."

Das Alte Theater 1906. Foto: Wikimedia Common
Das Alte Theater 1906. Foto: Wikimedia Common

Hans Natonek, ein anderer bekannter  Kritiker, beschrieb den Auftritt des Autors  bei der Uraufführung von "Baal":

„Unter dem Kampfgetöse der Pfeifen, Pfuirufe und des Beifalls erschien ein verschüchterter, blasser, schmaler Knabe, der Dichter B.Brecht, drückte sich sofort fluchtartig in die Kulisse und kam ängstlich wieder an der schützenden Hand des Schauspieldirektors hervor. Sein Gesichtsausdruck: Mein Gott, was habe ich da angerichtet."

Es blieb in Leipzig nur bei der einen Aufführung. Auf  Intervention des Oberbürgermeisters und unter dem Druck des städtischen Theaterausschusses setzte die Intendanz  das Stück vom Spielplan ab. Die Tageszeitungen drückten  deutlich ihr Missbehagen darüber aus.

Der Regisseur W. Brügmann und der Generalmusikdirektor G.Becher  waren mutig genug, im Leipziger Neuen Theater die Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny"  für die Uraufführung einzustudieren, obwohl keines der drei Berliner Opernhäuser die Annahme der Oper gewagt hatten. Brecht kam für die letzten Proben nach Leipzig, um diese auch zu leiten.

Zu der mit großer Spannung erwarteten Uraufführung am 09. März 1930 kamen Intendanten, Regisseure, Musikwissenschaftler und Kritiker vieler großer Häuser aus dem ganzen Land. Die Aufführung war von einer  selten anzutreffenden Geschlossenheit, die musikalische und szenische Gestaltung stand auf  hohem Niveau. Eine Minderheit des Premierenpublikums empfand die „Sittenschilderung" Brechts als Affront. Ein Dutzend Leute pfiff und entfesselte einen Theaterkrach. Alfred Polgar, der angesehene Kritiker einer Berliner Wochenzeitschrift, schrieb: „Unter den Leuten des Parketts, die einander ganz fremd sind, bricht plötzlich intime Feindschaft aus...In nächster Umgebung meines Platzes geschah allein schon folgendes: Die Nachbarin links wurde von Herzkrämpfen befallen und wollte hinaus; nur der Hinweis auf das Geschichtliche des Augenblicks hielt sie zurück. Der greise Sachse rechts umklammerte das Knie der eigenen Gattin und war erregt! Ein Mann hinten redete zu sich selbst: `Ich warte nur, bis der Brecht kommt!´ und leckte sich - in Bereitschaft sein ist alles - die Lippen feucht. Kriegerische Rufe, an manchen Stellen etwas Nahkampf, Zischen, Händeklatschen, das klang wie symbolische Maulschellen für die Zischer, begeisterte Erbitterung, erbitterte Begeisterung im Durcheinander. Zum Schluß: levée en masse der Unzufriedenen und deren Niederschlagung durch den Hagel  des Applauses."

Die Grabstätte von Bertolt Brecht und seiner Frau Helene Weigel auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Foto: Hannelore Glatte, Berlin
Die Grabstätte von Bertolt Brecht und seiner Frau Helene Weigel auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Foto: Hannelore Glatte, Berlin

 

Quelle: Kächele, Heinz: Schriftsteller in Leipzig. Leipzig 1986

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