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Berndt Seite

Der Traum des Mauerseglers

Berndt Seites Gedichte schätzen die Kraft des Moments. Sie tauchen in ihn ein, entdecken Höhen und Abgründe und legen dabei Vers für Vers frei, wie wir durch das Leben gehen, wer wir sein wollen und wer wir – manchmal wider Willen – dabei werden.

Es sind Gedichte, die träumen, schimpfen und scherzen, sie führen uns von leisen Beobachtungen hin zu den ersten Fragen, die damit ringen, womöglich zu den letzten zu gehören.

Michél Kothe

Michél Kothe

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Südfriedhof Leipzig. Foto: Archiv U. u. H. Drechsel.
Südfriedhof Leipzig. Foto: Archiv U. u. H. Drechsel.

Jahrgang 1975 - Beruf: Dozent

1. Sie sind in Leipzig geboren, haben aber einen französischen Vornamen. Wie kommt das?

Ja, ich bin Leipzig geboren. Mein Vorname? Ja, ich sollte eigentlich nach Wunsch ein Mädchen werden. Dafür war der Vorname vorgesehen. Nun war es ein Junge geworden ... mit leichter Abwandlung ging der Vorname aber auch hier. Heute bin ich für diesen glücklichen Umstand dankbar: In Bezug auf die Völkerschlacht geht nicht mehr Verbindendes: ein gebürtiger Sachse in preußischer Uniform mit französischem Vornamen ...

2. Gibt es für Sie in oder bei Leipzig einen Lieblingsplatz, wo Sie sich besonders gern aufhalten?

Der Südfriedhof. Es ist die allgemeine Ruhe eines Friedhofes, gepaart mit der parkähnlichen Gestaltung und natürlich der Nähe zum Völkerschlachtdenkmal

Michél Kothe
Michél Kothe

3. Welchen beruflichen Werdegang haben Sie genommen? Welche Einflüsse in Ihrem Elternhaus waren für Sie prägend?

Ich habe nach meinem Abitur eine Lehre zum Industriekaufmann absolviert. Meine Interessen haben sich aber dann doch durchgesetzt. Deshalb studierte ich dann in Leipzig im Magister-Studiengang Im Hauptfach Politikwissenschaft mit den Nebenfächern Erziehungswissenschaften und Journalistik. Meine Eltern sind beide Sport- und Geschichtslehrer, da liegen die Einflüsse auf der Hand ...

4. Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Kann mich hier schwer entscheiden. In Frage kommen sicherlich „Ein Soldat von 1813 / Waterloo" von Erckmann / Chatrian ebenso wie der Roman „Keiner weiß mehr" von Rolf-Dieter Brinkmann oder Werke von Max Herrmann-Neiße oder Jean Paul ... und Gedichte von dem einen oder anderen Leipziger LyrikerIn.

5. Welche Persönlichkeit, die mit Leipzig im Zusammenhang steht, beeindruckte Sie?

Auch hier gibt es keine herausragende Persönlichkeit. Leipzig hat so viele davon mit ganz unterschiedlichen positiven Effekten für diese Stadt. Wenn ich mich aber festlegen müsste, wäre es Theodor Apel - der Stifter der Apelsteine. Diese markieren das Leipziger Schlachtfeld von 1813 und zeigen bis heute die Ausmaße dieses gewaltigen und gewalttätigen Ereignisses. Es ist auch deshalb beeindruckend, da er diese Markierung vornahm, ohne in Freund oder Feind zu unterscheiden - so wie wir es heute bei den historischen Darstellungen ebenso tun.

 

Michél Kothe in Uniform mit Familie
Michél Kothe in Uniform mit Familie

6. Welche Ehrenämter bekleiden Sie neben Ihrer Berufstätigkeit?

Ich bin Mitglied in mehreren historischen bzw. sich mit historischen Themen beschäftigenden Vereinen. U. a. bin ich Vorsitzender vom Verband Jahrfeier Völkerschlacht b. Leipzig 1813 e.V. und stellv. Vorsitzender vom Verein Preußische Infanterie 1813 e.V.

7. Wie sieht es mit dem Zeitregime in Ihrer Familie aus?

Zeit ist ein wohl immer währendes Problem. Wir arbeiten sehr viel, gleich ob beruflich oder ehrenamtlich. Planung ist da die halbe Miete ... Ohne genaue Planung geht es nicht.

 

8. Es gibt kritische Stimmen, die die Nachstellungen der Völkerschlacht in Markkleeberg in die Nähe von Kriegsspielen bringen, die Kriege verherrlichen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Ach wissen Sie, mit diesem Vorwurf leben wir schon seit Jahrzehnten. Aus unserer besonderen deutschen Geschichte heraus, möchten wir am Liebsten jeden Krieg ausblenden, verschweigen. Das geht aber nicht, und es reicht auch nicht, nur die moralische Keule zu schwingen. Wir gehen damit anders um. Die Darstellungen zur Völkerschlacht, die jedes Jahr im Süden Leipzigs und Markkleeberg stattfinden, sind im höchsten Maße völkerverbindend, ganz im Gegensatz zum Aufeinadertreffen der Völker im Jahr 1813. Heute sitzen wir mehrere Tage mit Menschen aus ganz Europa, und 2013 gar aus der ganzen Welt, gemeinsam an den Biwakfeuern. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus, lachen und kochen gemeinsam. Daraus entstanden und entstehen viele Freundschaften.

Zum anderen sind die Besucher ebenso eingeladen nicht nur der Gefechtsdarstellung beizuwohnen, sondern sich gerade auch in den Biwaks über das alles andere als romantische Soldatenleben von 1813 zu informieren. Wir stehen hier immer gern Rede und Antwort.

Und: viele der Darsteller betreiben eigene Museen oder sind beratend tätig. Wir gestalten mit Schulen und Universitäten Projekte, halten Vorträge, entwickeln eigene Ausstellungen, veröffentlichen Bücher und führen Touristen über die Schlachtfelder.

 

Finnisches Regiment in der Völkerschlacht bei Leipzig. Foto: Babaew.
Finnisches Regiment in der Völkerschlacht bei Leipzig. Foto: Babaew.

9. Und Ihr „Museum mobil" - gibt es dazu Kritik?

Hier gibt es keine kritischen Stimmen, zumindest habe ich noch keine gehört.

10. Warum ist Ihr „Museum mobil" so nachgefragt?

Es ist mit Sicherheit die Anschaulichkeit. Während in Museen meist alles hinter Vitrinen verschlossen ist, gibt das Museum Mobil die Möglichkeit, Geschichte im doppelten Sinne begreifbar zu machen. Das Konzept der Lebendigen Geschichte des Reenactments setzt sich hier fort ... ein sonst für viele trockenes Fach wird zum Erlebnis.

 

11. Sie haben schon einiges zu den Themen der Völkerschlacht veröffentlicht. Was erscheint Ihnen besonders wichtig?

Sicher die Mitarbeit am Buch „Zeugen des Schreckens" des Pro Leipzig Verlages. Es zeigt den alltäglichen Schrecken eines Krieges. Und diese Sichtweise sollte nie vergessen werden.

 

Michél Kothe
Michél Kothe

12. Welche Ziele haben Sie und die Vereine, die Sie vertreten, für das Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig 1813?

Wir wollen den 200. Jahrestag im Zeichen des Friedens gestalten. Unser Veranstaltungsmotto „Kriegsfeuer 1813 - Friedensfeuer 2013" ist auch deshalb so gewählt worden. Für uns Reenactors wird es wohl die größte Veranstaltung, die wir bisher in Europa je erlebt haben.

Das Jahr 2013 bietet die Möglichkeit, dieses Thema seinen gebührenden Platz in der Öffentlichkeit zu geben.

13. Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Arbeit langfristig?

Wir wollen eben nicht, dass mit dem 31.12.2013 das Thema Völkerschlacht wieder im großen Sammelsurium der Geschichte verschwindet. Es ist uns wichtig, es dauerhaft in den Köpfen der Menschen zu verankern. Dabei geht es natürlich auch um eine touristische Erschließung. Geschichte und kommerzielle Nutzung schließen sich nicht aus, was sich im Ausland ganz eindrücklich zeigt. Man kann nicht immer von den Menschen verlangen, dass sie alles kostenlos tun. Insbesondere gilt dies für Leistungen im Bildungsbereich. Und schließlich muss das anschauliche, erlebbare Geschichtsbild ja auch ausgestattet werden - Uniformen usw. fallen nicht vom Himmel.

Ich sehe es eher im doppelten Sinn positiv. Indem Menschen sich diesen, eben auch kriegerischen Themen widmen, werden zwei positive Dinge erreicht:

  1. findet eine bleibende Bildungsarbeit statt bzw. werden sinnvolle Freizeitbeschäftigungen angeboten;

  2. können mit der kommerziellen Nutzung dieses Themas Menschen davon ihren Lebensunterhalt bestreiten, ohne in den Krieg ziehen oder sich Dinge auf kriminelle Art und Weise beschaffen zu müssen; wir konnten schon vielen arbeitslosen und mit anderen Schwierigkeiten belasteten Menschen eine Perspektive bzw. sinnvolle Beschäftigung bieten - dies ist die soziale Seite der so oft verschrienen kommerziellen Bearbeitung.

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