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Musiktradition an der Universität Leipzig – ein Überblick

Musiktradition an der Universität Leipzig – ein Überblick

Prof. Dr. habil. Helmut Loos

Collegia musica

Johann Sebastian Bach. Bild: Journal der Universität Leipzig
Johann Sebastian Bach. Bild: Journal der Universität Leipzig

Nicht wenige Musiker sind aus den Reihen der Studenten der Universität Leipzig hervorgegangen, die als Praktiker, Komponisten oder Musiktheoretiker ihre berufliche Laufbahn absolvierten, so dass der Gothaer Kapellmeister Wolfgang Carl Briegel 1660 schrieb, sie könne >>wohl mit recht eine musikalische Universität<< genannt werden? Studenten bildeten seit Mitte des 17. Jahrhunderts Collegia musica, sie wurden von renommierten Musikern geleitet wie Johann Rosenmüller, Adam Krieger, Johann Petzel, Johann Kuhnau, Georg Philipp Telemann, Johann Friedrich Fasch und Johann Sebastian Bach. Die Collegia musica traten nicht nur bei der Kirchenmusik in Erscheinung, sondern auch zu verschiedenen offiziellen Feierlichkeiten der Universität und der Stadt. Weiter kamen sie wöchentlich in Kaffeehäusern oder Kaffeegärten zusammen. Es waren wohl nicht zuletzt diese Konzerte, die aufgrund einer hohen musikalischen Attraktivität einen erklecklichen Gewinn erbrachten, insbesondere zu Messezeiten, wenn viele reiche Kaufleute sich in Leipzig aufhielten; die Konzerte wurden seit 1733 in der Presse angekündigt. So nimmt es nicht Wunder, dass die Kaufmannschaft dieses Repräsentationsmittel und für die Messe zuträgliche Beiprogramme in eigene Regie nahm und seit 1743 unter dem Namen >>Großes Concert<< als Konzertunternehmen führte. Nur unterbrochen durch den Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) gingen daraus im Jahre 1781 die Konzerte im Saale des Gewandhauses (Universitätsstraße) unter Johann Adam Hiller hervor, die bis heute fortgeführt werden. Es dauerte bis zum 20. Jahrhundert, ehe aus studentischer Initiative wieder Orchester entstanden.

Universitäre Kirchenmusik

Thomaskantor Sethus Calvisius (1594-1615). Kupferstich von Melchior Haffner, 17. Jh.
Thomaskantor Sethus Calvisius (1594-1615). Kupferstich von Melchior Haffner, 17. Jh.

Die Kirchenmusik war ein zweites, eifrig bestelltes Feld der Musik an der Universität Leipzig. Ein anscheinend selbstverständliches Zusammenwirken gab es hier zwischen dem Chor der Thomasschule und der Universität. Wenn Thomaner als Studenten in die Universität eintraten, so blieben sie meist weiterhin musikalisch tätig und nutzten ihre alten Verbindungen nicht nur bei größeren Aufführungen. Seit dem Thomaskantor Sethus Calvisius (1594 - 1615) wurde konsequenterweise das Amt des Thomaskantors mit dem des Akademischen Musikdirektors verbunden. Entsprechend gestaltete auch der für die evangelische Kirchenmusik des 17. Jahrhunderts außerordentlich wichtige Musiker Johann Rosenmüller, der als Collaborator [Hilfslehrer), Baccalaureus funerum und bestätigter Nachfolger von Tobias Michael über lange Jahre leitende Aufgaben im Thomaskantorat übernahm, in der Paulinerkirche die kirchenmusikalischen Aufführungen an hohen kirchlichen, universitären und städtischen Festtagen. Dabei wirkten neben Studenten auch Thomaner und Stadtpfeifer mit. Die Kooperation von Musikern verschiedener Institutionen war in einer Stadt wie Leipzig selbstverständlich und bewährte sich über lange Zeit. 1710 wurden an der Universitätskirche wieder regelmäßige Gottesdienste eingeführt und gleichzeitig dem Thomaskantor Johann Kuhnau die Beteiligung seiner Alumni und städtischer Musiker untersagt. Damit war der Weg zu einer eigenen universitären Kirchenmusik frei, die sofort der Jurastudent Johann Friedrich Fasch übernahm. Kompetenzrangeleien waren damit eingeleitet, die auch Johann Sebastian Bach betrafen, der vergeblich versuchte, die Leitung der Universitätskirchenmusik zurückzuerlangen. Trotzdem engagierte er sich zeitlebens komponierend und ausführend neben dem Akademischen Musikdirektor Johann Gottlieb Görner an der Universitätskirche und erhielt dafür auch eine angemessene Entlohnung.

Von der Universitätssängerschaft zu St. Pauli in Leipzig zum Leipziger Universitätschor

Augustusplatz mit der Universitätskirche St. Pauli 1913. Bild: UAL
Augustusplatz mit der Universitätskirche St. Pauli 1913. Bild: UAL

Im späten 18. Jahrhundert veränderte sich die Musik im Universitätsgottesdienst hin zu einem rationalistischen vernünftigen Christentum, im Jahre 1784 wurde ein Gesangbuch für die Universitätskirche unter dem Titel >>Sammlung neuer geistlicher Lieder. Sammlung vorzüglicher geistlicher Lieder zur Unterhaltung einer vernünftigen Andacht unter Christen<< herausgebracht. Nach den Wirren der Freiheitskriege und der Völkerschlacht zu Leipzig nahm die Kirchenmusik mit Gründung der >>Universitätssängerschaft zu St. Pauli in Leipzi<< 1822 einen neuen Aufschwung. Mitte des 19. Jahrhunderts übernahm der >>Paulus<< auch die musikalische Gestaltung nichtgeistlicher Universitätsfeierlichkeiten und entwickelte sich zum Jahrhundertende zunehmend zu einer schlagenden Verbindung. Max Reger, der den Chor im Februar 1907 als Universitätsmusikdirektor übernommen hatte, legte sein Amt nach nicht einmal zwei Jahren resigniert nieder. Um die Jahrhundertwende fand sich ein neuer, gemischter Kirchenchor zusammen, der unter dem Universitätskantor Hans Hofmann im Jahre 1906 als >>Universitäts-Kirchenchor zu St. Pauli auf akademischer Grundlage<< institutionalisiert wurde. Im Jahre 1926 gründete der Student Friedrich Rabenschlag einen >>Madrigalkreis Leipziger Studenten<<‚ mit dem er sich musikalisch eindrucksvoll qualifizierte. 1933 wurde er Kantor der Universitätskirche und 1939 Universitätsmusikdirektor. Rabenschlag führte die verschiedenen musikalischen Ensembles der Universität zusammen‚ und nach der von den Nationalsozialisten erzwungenen Auflösung der Leipziger Sängerschaften Paulus und Arion, einer Vereinigung ehemaliger Thomaner‚ gründete er 1938 den Leipziger Universitätschor. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand sich der Universitätschor wieder zusammen und wurde seit 1949 wieder von Rabenschlag geleitet.

Vielfalt in der Gegenwart

Nur punktuell lassen sich hier zwei längerfristige Musiktraditionen der Universität Leipzig andeuten. Wie die Vergangenheit, so kennzeichnet auch die Gegenwart der Reichtum und die Vielfältigkeit studentischen Musizierens, das aktuell unter der Koordination des Universitätsmusikdirektors David Timm steht. Wieder können nur wenige Aktivitäten genannt werden, die drei großen, derzeit existierenden musikalischen Ensembles: 1) der traditionsreiche Universitätschor, geleitet von Timm mit reicher Pflege vor allem großer oratorischer Werke, 2) das eigenständige Universitätsorchester, das ein anspruchsvolles sinfonisches Repertoire unter eigens gewählter Direktion pflegt, und die Universitäts-Bigband unter der Leitung von Reiko Brockelt‚ die u. a. als spezifische Leipziger Eigenheit etwa Bachbearbeitungen von Timm interpretiert. Leipzig kann immer noch >>wohl mit recht eine musikalische Universität<< genannt werden.

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