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Horst Nalewski
Kennst du Rainer Maria Rilke?
Der schwere Weg zum großen Dichter

Der junge Rilke wächst in Prag auf undentwächst den bürgerlichen Vorstellungen seiner familiären Umgebung. Auf der stetigen Suche nach sich selbst, findet er Halt im Schreiben und schreibt viel. "Der schwere Weg zum großen Dichter" ist hier verständlich und interessant dargestellt.

Robert Schumanns Arbeitszimmer in der historischen Leipziger Wohnung

Robert Schumanns Arbeitszimmer in der historischen Leipziger Wohnung

Prof.Dr. Hans Joachim Köhler

Inselstraße 18 Foto: W. Brekle
Inselstraße 18 Foto: W. Brekle
Unweit der Innenstadt Leipzigs steht das wundervolle klassizistische Wohnhaus, in das das frisch vermählte Ehepaar Robert und Clara Schumann im Jahre 1840 einzogen: ein Neubau im ebenfalls ebenfalls neu entstehenden Grafischen Viertel im Osten der Stadt, wo Stadtvillen und Gebäude der polygrafischen Industrie (Brockhaus, Reclam und andere) sich in modernen Ensembles mischen. Die alte Adresse Inselstraße 5 besitzt heute die Nummer 18 und beherbergt die private Grund- und Musikschule Clara Schumann, eine Einrichtung der Rahn/Dittrich GbR. Im Jahr 2001 hat der Robert-und-Clara-Schumann-Verein ein kleines Museum eingerichtet, das anfangs nur 2 kleine Räume neben dem repräsentativen Saal in Anspruch nahm. Eine fachgemäße, vom Denkmalsschutz betreute Restauration hat die historische Treppe, den großräumigen Flur und die genannten Räume in ein attraktives Raumensemble verwandelt, das jeden Besucher des Museums oder der Konzerte begeistert.
Robert Schumann mietete diese repräsentative Wohnung mit einem Saal, weil er diesen als Redakteur der Neuen Zeitschrift für Musik für Soirees, Proben und zum Empfang von Gästen - darunter Berlioz, Liszt, Wagner - brauchte. Die heutige Nutzung zu Hauskonzerten, Kammermusiken und Vorträgen entspricht weitgehend diesem historischen Gebrauch. Sie spiegelt sich in den Veranstaltungen des Schumann-Vereins wider, besonders in den Schumann-Wochen jeden Jahres um den 12./13. September (dem Hochzeits- und Einzugstermin).
Aber: wo befand sich die eigentliche Wohnung, wo die Küche, das Arbeitszimmer, das Zimmer mit Claras Flügel? Die präzise geführten Tagebücher geben lediglich die Auskunft, dass es sich um die erste Etage handeln musste, die Ausblick nach Garten- und Straßenseite hatte. Das betrifft allerdings zwei Wohnungen. Auch der alte Grundriss konnte keine Aufklärung geben, er erfasste ja nur die Baulichkeit, die Fensterzahl der Räume, die Türen und Zugänge als solche, nicht die Inhaber.
Schreibsekretär mit Flügel  Foto: HJ Köhler
Schreibsekretär mit Flügel Foto: HJ Köhler
Der Zufall und die Wendigkeit eines Mitarbeiters am Stadtarchiv Leipzig kamen dem Autor bei dem Versuch der Lösung des Problems im Jahre 2004 zu Hilfe. Die 5 Bände des „Hauptbuchs der Stadtschuldentilgung" aus der Mitte des 19.Jahrhunderts wurden auf den Tisch gelegt, und - neben den gesuchten 4 Wohnungen Friedrich Wiecks und den 12 Wohnungen, die Schumann in Leipzig genutzt hatte fand sich endlich auch die Inselstraße mit der Notiz: Michaelis 1840 / Componist Robert Schumann - Logis 1ste Etage rechts. Und damit auch die Frage, ob die Wendeltreppe nicht eher auf die linke Wohnung verweist, sich klären ließ, fand sich der entscheidende Hinweis: Eigenthümer Parterre links. Es wurde also vom damals einzigen, dem Mitteleingang an, gerechnet.
Nun konnte der alte Plan nach seinen Aussagen befragt werden. Ein Blick darauf lässt folgende Schlüsse zu: Die Ostseite (Gartenseite) besitzt Toilette, eine Kammer (einfenstrig), Küche und Stube (zweifenstrig). Kann in dieser Stube das Arbeitszimmer gelegen haben? Hier hilft das Tagebuch weiter. Eine Notiz vom Juni 1842 (Seite 229) enthält den Schlüssel: "Sonst fiel im Juni nichts Außerordentliches vor. Das Wetter ist merkwürdig wegen seiner anhaltenden Schönheit und Wärme seit 10 Wochen. Ich bin aus meinem Schwitzloch ausgezogen, und befinde mich glüklich in dem Stübchen vornheraus, das mir meine Klara auf das Gemütlichste hergerichtet hat. "
Vornheraus bedeutet Straßenseite - damit ist die Frage ist geklärt. Auf der Straßenseite nun müssen sich dann befunden haben (jetzt in Richtung Eingang zurückgehend) Kinderzimmer und Schlafzimmer (nur mit Innentür), Wohnzimmer (zugleich Claras Zimmer) und Kammer (einfenstrig).
Die Bereitschaft des Eigentümers, dieses nun identifizierte Arbeitszimmer, dem Verein zur Ausgestaltung zu übergeben, bot die Chance, diesen geweihten Raum, in dem die großen Werke des künstlerischen Durchbruchs wie Frühlingssinfonie, Fantasie für Klavier und Orchester (der 1. Satz des berühmten Klavierkonzerts), die d-moll-Sinfonie, die Kammermusikwerke des Jahres 1842, das Oratorium „Das Paradies und die Peri" komponiert wurden, und in dem Schumann die 1834 gegründete Neue Zeitschrift für Musik bis zum Weggang von Leipzig - 1844 - geführt hat, für die Öffentlichkeit einzurichten. Authentisch sind die beiden Fenster und die damit markierte Größe des Raumes, der Lichteinfall morgens und die Akustik (die Fachwerkwände zum Mittelgang sind nicht schalldicht).
Tastatur des Flügels als Informationsträger. Foto: HJ Köhler
Tastatur des Flügels als Informationsträger. Foto: HJ Köhler
Welche Form der musealen Gestaltung bot sich nun an? Die historischen Möbel aus Privatbesitz standen natürlich nicht zur Verfügung, sie befinden sich als unveräußerlicher Schatz im Gedenkraum des Zwickauer Geburtshauses. In Zusammenarbeit mit einem Designer (Herrn Gourdin) wurde ein Entwurf umgesetzt, der nicht ohne Kühnheit ist, der aber vom Publikum angenommen wurde. Ein helles, aber ruhiges Grün taucht den Raum in Stille. Große kreisförmige, diffuses Licht streuende Lampen unterstützen diese Wirkung. Im Zentrum des fast quadratischen Raumes stehend zieht ein handwerklich sauber gearbeitetes Multifunktionsmöbel die Aufmerksamkeit auf sich, eine stilisierte Kombination von Schreibsekretär (Symbolisierung des Schriftstellers) und Flügel (Symbol für den Komponisten). Man kann tätig werden an diesem Sekretär. Schubfächer enthalten Tafeln mit brillanten Aussagen Schumanns über Musik und Musiker. Die Schreibplatte zeigt eine Europakarte mit den Wohnorten der Korrespondenten. Der Flügel - die Tasten sind herauszuziehen - bietet Informationen über die Kompositionen, die in diesem Raum entstanden sind. Eine Folge von Skizze - Notenreinschrift - Druck und Programm der Uraufführung (zugleich abhörbar) verweist auf den Kompositionsvorgang als umfassenden schöpferischen Prozess. Eine Werkliste als oszillogrammähnliche grafische Darstellung befindet sich an der Stirnseite des Raumes. Eine in ihren Segmenten verschiebbare Wand klärt den Mythos der Davidsbündler auf. Dahinter verbirgt sich ein kleines Hörstudio.
Tritt man heraus auf den Mittelgang der Wohnung, dann wird man auf die Verteilung der übrigen Räume gelenkt (beschriftete Fußleiste), und das Schumann'sche häusliche Leben zwischen Küche, Arbeitszimmer und Arbeitszimmer in dieser repräsentativen Wohnung wird geradezu plastisch verständlich.
Die Gediegenheit und Authentizität des kleinen Museums hat bereits eine große Zahl von Schumann-Freunden entzückt. Informieren Sie sich im Internet www.schumann-verein.de über einen Konzert- oder Führungstermin

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