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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Kinderszene aus Stötteritz

Kinderszene aus Stötteritz

Lene Voigt

Stötteritzer Wäldchen.
Stötteritzer Wäldchen.

Eine Anzahl Kinder sind emsig mit irgend etwas am Feldrain beschäftigt. Interessiert trete ich näher und erhalte auf meine Frage zur Antwort: „Mir begrahm ä doden Frosch. Schindlersch Walter hält hernachens de Leichenrede.“ Mein Wunsch, zuhören zu dürfen wird gnädig bewilligt unter dem Vorbehalt: „Wenn se uns nich drzwischenquatschen.“

 

Hier ist Schindlers Rede:

„Liewer Frosch! Mir Ginder un das Freilein dort sin um dich versammelt, weil de geschtorm bist un nich mähr iber Schtock un Schteene hubben gannst. Nu hammer dich in de Ärde neingebuddelt un flanzen dir ä Schtreißchen Bedersilche uff die friehes Grab druff. Ruhe sanft, lieber Frosch! De brauchst nu nich mähr zu friern, wenn dr Winter gommt. Das meeche dir ä Drost sin in dein Grawe drinne. Gee Raubvoochel gann dr ooch nischt mähr duhn, denn dort unten sieht dich ja nich un außerdäm frißtr bloß Lewendches. Also läwe wohl oder vielmähr schlafe scheen in dein Bäddchen un denke immer, wer weeß, wozu‘s gut war, dass de geschtorbm bist. Adjeh.“

 

* Stötteritz ist ein Stadtteil im Südosten von Leipzig.

Quelle: Der lustige Sachse. 1928

 

Bildnachweis

Kopfbild aus Wikimedia, gemeinfrei

Abb. im Text:Stötteritzer Wäldchen. Urheber: Poppixx

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