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Lustige, spannende, fantasievolle Märchen über Zwerge, den Zauberer Krabat und den Müllergesellen Pumphut sind hier versammelt.

Vater der Zahnpasta-Ottomar Heinsius von Mayenburg

Vater der Zahnpasta-Ottomar Heinsius von Mayenburg

Prof. Dr. Christoph Friedrich

Ottomar Heinsius von Mayenburg
Ottomar Heinsius von Mayenburg


Der Erfinder der Chlorodont-Zahnpasta wurde 1865 im Erzgebirge geboren und immatrikulierte sich 1889 an der Universität Leipzig für Pharmazie. 1891 bestand er die pharmazeutische Staatsprüfung und wirkte zunächst an der Dresdner Hof-Apotheke, bevor er 1899 seine Studien an der Leipziger Alma mater fortsetzte und 1901 promovierte.

1907 pachtete von Mayenburg die traditionsreiche Dresdner Löwenapotheke. Hier begann er auf dem Dachboden selbst zubereitete Zahncreme in Metallduben zu füllen, die er „Chlorodont“ nannte.

Den Fabrikationsbetrieb nannte er nach der Apotheke „Laboratorium Leo“.

Löwen-Apotheke Dresden
Löwen-Apotheke Dresden


Ab 1909 wurde in neuen Gebäuden maschinell produziert. Auf der Internationalen Hygieneausstellung in Dresden 1911 erhielt die Zahnpasta eine Goldmedaille. Das Laboratorium Leo stellte damals neben Chlorodont auch weitere mundhygienische Erzeugnisse sowie Haut- und Körperpflegemittel her. Trotz Versorgungsschwierigkeiten während des 1. Weltkrieges stieg die Nachfrage. Nach dem Krieg erwarb von Mayenburg weitere Grundstücke, auf denen er Fabrikgebäude errichtete, die mit modernen Maschinen ausgestattet wurden. Die neue Tuben-Schließ-und-Füllmaschine galt damals als die größte in Europa. Noch während der Inflationszeit betrug die Tagesproduktion 150 000 Tuben Chlorodont.

Werkhalle der Leo-Werke A.G.
Werkhalle der Leo-Werke A.G.


1924 entstanden in der Dresdner Neustadt große Produktionshallen sowie ein neues Verwaltungsgebäude. 1925 erfolgte die Umwandlung des Laboratoriums Leo in die Leo-Werke A.G. Um von Rohstofflieferungen unabhängig zu sein, wurde die Pfefferminze im rumänischen Kronstadt (heute Brasov) angebaut und in einer Großdestillieranlage zu Pfefferminzöl verarbeitet. Den Naturkalk, der die Basis für die Chlorodont-Zahnpasta bildete, liefert ab 1926 die erworbene ehemalige Calcium A.G. Ulm. Bald gab es Zweigniederlassungen in Frankfurt am Main, Hamburg, München und Berlin. Auslandsvertretungen, aber auch Produktions- und Vertriebsstandorte des Unternehmens bestanden im böhmischen Bodenbach, in Wien, Paris, Amsterdam, Barcelona, Chicago, Hongkong, Buenos Aires, Lissabon, Athen, Stockholm und sogar in Moskau.

Werbeplakat "Chlorodont-Frau"
Werbeplakat "Chlorodont-Frau"

Große Aufmerksamkeit schenkte von Mayenburg von Anfang an dem Marketing. Die sogenannte „Leo-Karte“, eine umrahmende Linie aus sich abwechselnden grünen und blauen Karos wurde zum Markensymbol der Produkte. Eine eigene Werbeabteilung entwickelte eine aktuelle Bildsprache, deren Umsetzung in Plakaten, Zeitungsanzeigen, aufwendig dekorierten Lieferfahrzeugen und großflächigen Schriftzügen auf Bussen und Straßenbahnen erfolgte. Das bekannteste Werbemotiv war die „Chlorodont-Frau“, eine feine Dame mit langem, in Pelz gehülltem Hals und einer roten Mütze mit dem Schriftzug „Chlorodont“. Bereits 1932 kauften 6 Millionen Menschen in Deutschland von Mayenburgs Zahnpasta, aber auch andere Produkte wie die Leo-Creme, eine Hautcreme mit Sonnenvitaminen, Creme Leodor, eine Tagescreme und Pudergrundlage, sowie Leo-Pillen als Abführmittel waren sehr erfolgreich.

Von Mayenburg erwies sich als sehr sozialer Unternehmer. Auf dem Firmengelände gab es Pausen- und Waschräume, eine Schuster- und Nähstube sowie eine Sanitätsstelle. Die Arbeitsräume de Firma wurden zweimal pro Woche mit frischen Blumen geschmückt und die Mitarbeiter erhielten bereits Weihnachtsgeld. Auf dem firmeneigenen Sportplatz trainierten eine Damen-Fußballmannschaft im Chlorodont-Trikot und für die Mitarbeiter richtete ein betriebseigenes Ferienheim in Waldbärenburg im Erzgebirge ein.

1932 starb von Mayenburg in seinem Sommerdomizil am Wörthersee. Die Leo-Werke befanden sich zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Expansion, mit 1 500 Beschäftigten in 27 Niederlassungen waren sie der größte Zahnpflegemittelhersteller in Europa. Die NS-Zeit überstand das Unternehmen ohne größere Anpassungsschwierigkeiten. Während des Luftangriffs auf Dresden im Februar 1945 wurden die Gebäude stark beschädigt.

Nach der Verstaatlichung in der Sowjetischen Besatzungszone siedelte die Firmenzentrale nach Frankfurt am Main um. Die in Dresden verbliebenen Leo-Werke wurden in der DDR als VEB Elbe-Chemie weitergeführt und waren dort der Hauptproduzent für Mund- und Zahnhygieneartikel. 1992 erfolgte die Reprativisierung der Firma, die nun als Dental-Kosmetik GmbH weitergeführt wurde.

Der vollständige Artikel erschien in der Pharmazeutischen Zeitung www.uni-leipzig.de/+vaterderzahnpasta

Quelle

Das Leipziger Universitätsmagazin 2020. Nachdruck erlaubt.

Bildrechte

1. Artikel

Fotos: Bildarchiv des Instituts für Geschichte und Pharmazie , Marburg

2. Foto Christoph Friedrich
Author: Frau Diefenbach


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