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Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Der Löwe

Der Löwe

Peter Scher

Ohne Worte.
Ohne Worte.

E. C. ist einer von denen, bei deren Anblick die Frauen nicht zu halten sind.

Blutende Herzen bezeichnen seine Bahn. Die stärksten Dammhirsche der Ehe schmettern ihre Geweihe gegeneinander, wenn er in ihr Revier tritt und lächelnd dem Kampf der Gehörnten zusieht.

Als er wieder einmal in der Stadt auftauchte, erschien zwar rechtzeitig in der Zeitung ein warnendes Inserat: Männer, lasst die Frau‘n zu Hause, E. C. geht heute aus! Aber es kam doch wie es kommen musste.

Der an und für sich schon Hinreißende sang in der Oper so über alle Maßen bezaubernd, dass er sich der Leidenschaft der Damen kaum erwehren konnte.

Als die Stunde des Abschieds gekommen war, trat E. C. unter seine Gemeinde und erpresste ihr Tränen der Begeisterung. Im Höhepunkt des Abschiedstaumels klopfte er an sein Glas und sagte – zugleich einem Saaldiener winkend, der einen mäßig großen Henkelkorb am Arm trug: „Allen verehrten Damen, die mir ihre Hausschlüssel zugeschickt haben, meinen gehorsamsten Dank. Diejenigen der verehrten Damen, von deren Freundlichkeit ich leider keinen Gebrauch machen konnte, darf ich bitten, die ihnen zugehörigen Schlüssel selbst herauszusuchen...damit kein Irrtum vorkommt. Schmidt, reichen sie bitte den Korb herum - - -.“

Bildnachweis

Kopfbild: E. C. als Rigoletto. Aus Wikimedia, gemeinfrei.

Zeichnung im Text: Th. Th. Heine. Urheberrechte abgelaufen.

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