Leipzig-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Leipzig-Lese
Unser Leseangebot

Der Bettnässer

Russi thematisiert in seinem neuen, einfühlsamen Roman die gesellschaftlichen und psychischen Probleme eines Jungen, dessen Leben von Unsicherheit und Angst geprägt ist.

Auch als E-Book 

100 Jahre Deutsche Nationalbibliothek

100 Jahre Deutsche Nationalbibliothek

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

"Der erste geschäftsführende Ausschuß"; Gemälde von Hugo Vogel in der Deutschen Nationalbibliothek, Leipzig (1)
"Der erste geschäftsführende Ausschuß"; Gemälde von Hugo Vogel in der Deutschen Nationalbibliothek, Leipzig (1)


Diese Herren des Geschäfts führenden Ausschusses tagten und beschlossen die Einrichtung einer Deutschen Bibliothek in Leipzig, später Deutsche Bücherei (DB) genannt. Sie waren Mitglieder des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. Mit der Denkschrift „Eine Reichsbibliothek in Leipzig“ wurde die konzeptionelle Vorarbeit geleistet. Am 3. Oktober 1912 signierten die Vertreter des Börsenvereins und der Stadt Leipzig die Gründungsurkunde der Deutschen Bücherei. Der Kernsatz lautet, dass die gesamte vom 1. Januar 1913 erscheinende deutsche und fremdsprachige Literatur des Inlands und die deutsche Literatur des Auslands zu sammeln, aufzubewahren, zur Verfügung zu halten und nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu verzeichnen sind“.

Deutsche Bücherei - historische Aufnahme (2)
Deutsche Bücherei - historische Aufnahme (2)


Am 19. Oktober 1913 kam dann der sächsische König Friedrich August III. höchstselbst zur Grundsteinlegung nach Leipzig, damals noch in der Reitzenhainer Straße. In kluger Voraussicht der zu erwartenden Bücherflut grub man den Grundstein wieder aus und legte ihn auf das Gelände am Deutschen Platz, wo die Stadt Leipzig dem Börsenverein ein 18 500 Quadratmeter großes Grundstück geschenkt hatte. Das prachtvolle Gebäude mit der geschwungenen Hauptfassade wird hier in den Kriegsjahren 1914 bis 1916 erbaut, nach den Bauentwürfen von Oskar Pusch (1877-1970). Der aus Dresden stammende Architekt war 1912 als Regierungsbaumeister und Baurat nach Leipzig berufen worden. Er wirkte auch bei der Ausführung in allen technischen und künstlerischen Fragen mit.

Die Deutsche Bücherei wird am 2. September 1916 feierlich geweiht. Zur Eröffnung reist wieder der sächsische König an, obwohl das Studieren und Lesen von Büchern nicht zu seinen Passionen gehörte. Über dem Eingang des alten Hauptgebäudes prangt in goldenen Lettern „Deutsche Bücherei“.

Detailaufnahme DNB (3)
Detailaufnahme DNB (3)


Die Deutsche Bücherei wird später als Gedächtnis der deutschen Nation bezeichnet. Davon zeugen die Inschriften im und am Gebäude und der Figurenschmuck am Gebäude.

Vierter Erweiterungsanbau der DNB (4)
Vierter Erweiterungsanbau der DNB (4)


Schon in den Anfangsjahren stand fest, dass Erweiterungsbauten hinzu gefügt werden sollen. Inzwischen ist 2011 der vierte Erweiterungsbau angegliedert. Dieser futuristisch anmutender Komplex mit viel Glas und einem in Buchform gekrümmten Dach sorgt für Diskussionen. Ein weiterer Erweiterungsbau wird schon geplant.

Nach der Wiedervereinigung wurde die DB nach ihrem Pendant in Frankfurt am Main in Deutsche Nationalbibliothek (DNB) umbenannt. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zu den Universitätsbibliotheken und zu den Stadtbibliotheken: Die DNB ist eine Präsenzbibliothek. Das heißt, die Nutzer können die Bücher nicht ausleihen und mitnehmen, sondern nur in den Lesesälen kann mit ihnen gearbeitet werden. Damit können die Nutzer das besondere Ambiente und die Atmosphäre im historischen großen Lesesaal genießen, der im feinsten Jugendstil, mit den alten Lesetischen und Leselampen, restauriert worden ist. In diesem „Herzstück“ herrscht Ruhe.

Detailansicht DNB (5)
Detailansicht DNB (5)

Schon im Foyer überrascht den Besucher die eindrucksvolle Ausstattung der Wände und Decken.

Der Buchbestand steht allen Lesern zur freien Verfügung. Natürlich waren die Zugangsbedingungen früher anders als heute. Dazu erläutert Michael Fernau, Direktor der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.

"Sie mussten früher sehr viel stärker betonen, dass sie forschen, wenn sie mit dieser Literatur arbeiten. Denn die Ausgangsidee war ja die, dass diese Sammlungen für ewig Bestand haben sollen und das dokumentieren, (…) was die deutsche Kultur mitgeprägt hat. Und das heißt natürlich, diese Bücher sollten nicht binnen weniger Jahre zerlesen sein und nicht in so einer Kaffeehausatmosphäre mit Vergnügen gelesen werden, sondern anstrengend sein und ernst genommen werden."

Heute stellt der Jahresbeitrag von 42 € die größte Zugangshürde, insbesondere für Studenten, dar. Aber die Investition lohnt sich.

Zu DDR-Zeiten war es für wenig Geld immer sehr voll in der Deutschen Bücherei, auch aus dem Grund, weil es manche Bücher nur hier gab. Jörg Räuber, der Leiter der Benutzung und Bestandserhaltung, sagt dazu:

"Das ist ein Produkt der DDR-Mangelwirtschaft. Damals verfuhr man nach dem Prinzip: Ein Land, ein Buch. Alles was es also an westlicher deutschsprachiger Literatur gab, haben wir gesammelt, weil es ja unserem Sammelprinzip entsprach. Wir sind auch zu DDR-Zeiten weiter von den bundesdeutschen oder in der Bundesrepublik ansässigen Verlegern unterstützt worden. Die haben nach wie vor ihre Exemplare kostenlos nach Leipzig geschickt. Das hätte sich ja kein Mensch kaufen können alles. Und die Universitätsbibliotheken hatten nie das Geld, die Westliteratur oder auch die gute Fachliteratur zu kaufen."

Das Logo der DNB (6)
Das Logo der DNB (6)


Jedoch waren nicht alle Bücher jedem Nutzer zugänglich. Es gab ein „Sperrmagazin“ mit einem Speziallesesaal, im Volksmund „Giftschrank“ genannt, wo Literatur verwahrt wurde, die gegen die DDR oder gegen die sozialistische Ideologie gerichtet war. Mit einer Bescheinigung bzw. der Unterstützung eines Professors konnte auch dieser Bestand für Forschungszwecke genutzt werden. Dazu Direktor Michael Fernau:

"Sie konnten als Wissenschaftler in der DDR sehr wohl auch mit unerwünschter oder vielleicht auch politisch heikler Westliteratur arbeiten, sie brauchten dafür nur besondere Erlaubnis. Und dann durften Sie auch nur dieses eine Werk nutzen."

Bis 2017 lässt die DNB ihre Geschichte von 1933 bis 1945 (NS) und von 1945 bis 1990 (Sowjetische Besatzungszone und DDR) untersuchen. Die Ergebnisse sollen dann veröffentlicht werden.

Auch heute sind nicht alle Bücher für alle Leser zugänglich. Das sind Bücher, die von der Bundesprüfstelle gesperrt sind, oder Bücher, die zu Streitfällen bei Plagiaten und Rechtsstreitigkeiten gehören.

Heute nutzen vor allem junge Leser die Online-Datenbanken, aber das gedruckte Buch wird insbesondere für Studierende und Wissenschaftler unersetzbar bleiben. Die Deutsche Nationalbibliothek wird weiter zu den größten Bibliotheken der Erde gehören.

Bildnachweis

Kopfbild, Abb. 4 und 5: Ursula Drechsel

Abb. 1 und 6: Wikimedia, gemeinfrei

Abb. 2: Sammlung U. Brekle

Abb. 3: Archiv W. Brekle

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen