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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Spuk auf der Funkenburg

Spuk auf der Funkenburg

Dr. Jürgen Friedel

Dort, wo sich heute in Leipzig das Straßengeviert Leibnizstraße, Gustav-Adolf-Straße, Tschaikowskistraße, Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee be?ndet, gab es in frühen Zeiten unserer Stadt eine Burg - eben die Funkenburg, wo sich auch SAGENhaftes zugetragen haben soll . . .

Die alte Funkenburg. Abb. von Siegfried Wille (Leipzig 1924).
Die alte Funkenburg. Abb. von Siegfried Wille (Leipzig 1924).

Fast schon Nacht war es, als ein junger Fremder, auf der Via regia von Westen kommend, an die Tore der Funkenburg schlug. Um ein Nachtlager bat er, zu schrecklich sei das Unwetter, und die Tore der Stadt seien schon geschlossen. Der alte Burgherr war nicht abgeneigt, warnte den Gast aber vor Geistern, die in seinen Mauern hausten. 

„Davor fürchte ich mich nicht. Und so müde, wie ich bin, werde ich schlafen, dass auch Geister mich nicht wach bekommen."

Dem alten Ritter war's recht, und dem Gast wurde, wie er es erbat, ein Lager im Burgsaale hergerichtet. Dort trieben die Geister besonders gern ihren Spuk, wie man sich erzählte.

Der Fremde legte sich schlafen. In der Burg regte sich nichts. Doch kaum hatte es Mitternacht geschlagen, begann ein furchterregendes gespenstisches Spiel. Der Fremde wachte nun doch auf. Hell vom Mondlicht war der Saal. Es rumorte im Gemäuer, polternd und prasselnd fuhr es durch den Kamin herunter. Körperteile, Gliedmaßen kollerten in den Raum. Der Fremde griff nach seinem Schwert.

„Mich schreckt ihr nicht! So nicht!" rief er in den Saal. Da formte sich aus den Teilen eine Gestalt und ging umher, als suche sie etwas. Und es polterte und knisterte weiter ungeheuerlich. Weitere Gliedmaßen und Körperteile rutschten aus dem Kamin in den Saal, vollführten einen wilden Tanz und formten sich schließlich zu menschenähnlichen Gestalten, die sich zu einem offenen Kreis aufstellten.

Bedrohlich sah das aus, und fester griff der junge Fremde seine Waffe. Doch nichts geschah gegen ihn. Statt dessen stieg aus dem Boden heraus eine festlich gedeckte Tafel. Die Kerzen der goldenen Leuchter brannten, in edelsteinbedeckten Pokalen brach sich das Licht vieltausendfach.

Kostbare Speisen lagen auf den silbernen Tellern. Eine der Gestalten kam nun auf den Fremden zu mit verhaltenem Schritte und lud ihn mit stummer Geste ein, an der Tafel Platz zu nehmen. Nun wurde ihm doch bange. Einer aus der gespenstischen Runde reichte ihm einen der mit funkelndem Wein gefüllten Pokale. Man wollte anstoßen.

„Nein!" rief er, setzte den Pokal nieder und schlug ein Kreuz gegen die Gestalten. „Herr Jesu Christ, hilf!"

Da verloschen alle Lichter. Völlige Dunkelheit und Stille war plötzlich um ihn. Er taumelte zurück und sank erschöpft auf sein Lager, wagte sich nicht weg und schlief schließlich wieder ein.

Als der Morgen graute, wurde er wach und wollte seinen Augen nicht trauen. Die festlich gedeckte Tafel, von der er glaubte‘, nur geträumt zu haben, stand mit all ihrem Reichtum noch im Saale.

Der Fremde, selbst ein Ritter, erwarb bald darauf die Burg und lebte noch lange glücklich mit den Schätzen der Geister, die ihn nie wieder behelligten.

Noch im vorigen Jahrhundert war die große Funkenburg ein gastlicher Ort mit Gartenteich und Saal, wo bei Fischerstechen, Vogelschießen, Kartenspiel, Artistik und Gose jund und alt gern verkehrte.

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