Der geniale Dichter schrieb vor seinem Selbstmord am 21. November 1811 am Wannsee an seine ihm nahestehende Halbchwester Ulrike: „Möge dir der Himmel einen Tod schenken, nur halb an Freude und unaussprechlicher Heiterkeit, dem meinigen gleich: das ist der herzlichste und innigtse Wunsch, den ich für dich aufzubringen weiß."
Wir sind über nichts in Kleists Leben so gut wie über seinen Tod informiert. Im Aktenmaterial über „Kleists letzte Stunden" finden sich die Details des aufsehnerregenden Doppelfreitodes. Erst erschoss Kleist seine unheilbar kranke Begleiterin Henriette Vogel und dann sich selbst. Der Tod brachte ihm jene Aufmerksamkeit, die dem Dichter bis dahin von den Zeitgenossen versagt blieb. Das Warum wird bis heute unterschiedlich erklärt. Friedrich Hebbel gab 30 Jahre nach dessen Tod die Deutung:
Er war ein Dichter und ein Mann wie Einer,
Er brauchte selbst den Höchsten nicht zu weichen,
An Kraft sind wenige ihm zu vergleichen,
An unerhörtem Unglück, glaub'ich, keiner.
Er selbst schrieb „...mein Leben, das allerqualvollste, das je ein Mensch geführt hat".
Aus diesem unglücklichen Leben erwuchs ein Werk, das ohne Beispiel ist in der Literatur und erst spät in seiner großen Bedeutung erkannt wurde. Der Dorfrichter und Sünder Adam, der im „Zerbrochenen Krug" über sich selbst zu Gericht sitzen muss, gehört ebenso zu den zentralen literarischen Figuren wie Michael Kohlhaas. Auch der General Prinz von Homburg, der um sein Leben winselt. Diese Werke gehören zur Weltliteratur. Aus den kraftvollen Gestalten der Anekdoten von Kleist, die dem Tode mit Witz begegnen, zitieren wir eine, die nach Leipzig weist:
Bach, als seine Frau starb, sollte zum Begräbnis Anstalten machen. Der arme Mann war aber gewohnt, alles durch seine Frau besorgen zu lassen; dergestalt, daß da ein alter Bedienter kam, und ihm für Trauerflor, den er einkaufen wollte, Geld abforderte, er unter stillen Tränen, den Kopf auf einen Tisch gestützt, antwortete: „sagts meiner Frau".