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Friedrich W. Kantzenbach

Erfundenes Glück

Der Autor beschäftigt sich auf lyrischem Weg mit den essentiellen Dingen des Lebens. Er reflektiert seine reichen literarischen Begegnungen und verarbeitet Reiseerlebnisse und persönliche Bekanntschaften mit Menschen, die ihn beeindruckten. Zunehmend durchdringen die Themen Krankheit, Tod und Vergänglichkeit seine Texte.

 

Das Wandern ist des Müllers Lust

Das Wandern ist des Müllers Lust

Das Denkmal Zöllners im Leipziger Rosental. Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei.
Das Denkmal Zöllners im Leipziger Rosental. Foto: Wikimedia Commons, gemeinfrei.

Den Text dieses zum Volkslied gewordenen Liedes verfasste der Dichter Johann Ludwig Wilhelm Müller * 1794 in Dessau; † 1827 ebenda).  Müller hatte in Berlin Philologie studiert und war befreundet mit Joachim von Arnim, Clemens Bretano und Ludwig Tieck. In seiner Heimatstadt Dessau war er zunächst als Gymnasiallehrer, später als Herzoglicher Bibliothekar tätig.
Müller pflegte vielfältige Beziehungen nach Leipzig: So war er Herausgeber und Redakteur bei Brockhaus und arbeitete für verschiedene literarische Zeitschriften, die auch in Leipzig ansässig waren. 1820 wurde er in die Freimaurerloge Minerva zu den drei Palmen in Leipzig aufgenommen. Er verkehrte in einem Freundeskreis, der sich regelmäßig in der Gaststätte "Zill's Tunnel" traf. Dort war er mit dem Komponisten Carl Friedrich Zöllner ( * 1800 in Mittelhausen; † 1860 in Leipzig) zusammen, der das Lied vertonte. Eine Legende sagt, in dieser Gaststätte sei das Lied zum ersten Mal gesungen worden. "Zill's Tunnel" gehört heute noch zu den alten, honorigen Gaststätten im Zentrum Leipzigs. Zöllner war in seiner Zeit die führende Persönlichkeit des Männerchorwesens in Mitteldeutschland. Seit 1868 steht sein Denkmal im Leipziger Rosental.

                                                                                                                                             Ursula Brekle


Das Wandern, das Wasser und die Steine. Foto: W. Brekle
Das Wandern, das Wasser und die Steine. Foto: W. Brekle

Das Wandern ist des Müllers Lust,
Das Wandern!
Das muß ein schlechter Müller sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein,
Das Wandern.

Vom Wasser haben wir's gelernt,
Vom Wasser!
Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,
Ist stets auf Wanderschaft bedacht,
Das Wasser.

Das sehn wir auch den Rädern ab,
Den Rädern!
Die gar nicht gerne stille stehn,
Die sich mein Tag nicht müde drehn,
Die Räder.

Die Steine selbst, so schwer sie sind,
Die Steine!
Sie tanzen mit den muntern Reihn
Und wollen gar noch schneller sein,
Die Steine.

O Wandern, Wandern, meine Lust,
O Wandern!
Herr Meister und Frau Meisterin,
Laßt mich in Frieden weiter ziehn
Und wandern.

 

Quelle:
Müller, Wilhelm: Gedichte. Vollständige, kritische Ausgabe: B. Behrs Verlag Berlin 1906

 

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