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Florian Russi
Die Irrfahrten des Herrn Müller II
Eine moderne Odyssee

Daniel Müller ist ein aufstrebender junger Möbelkaufmann. Er hat eine Freundin, doch auch eine Kundin seiner Firma versucht ihn zu gewinnen. Als Daniel sie ermordet auffindet, spricht alles dafür, dass er der Mörder ist. Er gerät in Panik und flieht, fährt zum Flughafen und bucht den nächsten Flug ins Ausland. Im Flugzeug entdeckt ihn eine nymphomanisch veranlagte Prinzessin: Sie versteckt ihn in ihrem Schloss. Während Zielfahnder der Polizei ihm auf den Fersen sind, erlebt Daniel immer neue Abenteuer und Überraschungen …


Ernst Mey

Ernst Mey

Ursula Drechsel

Ein bedeutender Industrieller in Plagwitz und der eigentliche Gründer des Versandhandels in Deutschland

Heilandskirche in Leipzig Plagwitz Foto: U. Drechsel
Heilandskirche in Leipzig Plagwitz Foto: U. Drechsel

Plagwitz wurde im Jahre 1468 erstmals erwähnt. Es gehörte Jahrhunderte lang zur Rittergutsherrschaft Kleinzschocher. Die Bewohner waren gemeinsam mit den Bewohnern von Kleinzschocher und Schleußig dem Rittergut lehnspflichtig und mussten Frondienste leisten.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Plagwitz zu einem Ausflugsziel der Leipziger.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte Plagwitz 187 Einwohner.Am 01.01.1891 wurde Plagwitz gemeinsam mit den Vororten Kleinzschocher, Schleußig, Lindenau, Connewitz und Lößnig in die Stadt Leipzig eingemeindet.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Plagwitz zu einem Industriestandort. Mit Dr. Karl Heine (1819 - 1888) und Gustav Harkort (1795 - 1865) sowie anderen Repräsentanten des Leipziger Bürgertums wurde die Industrialisierung gefördert. Es siedelten sich nach und nach bekannte Firmen in Plagwitz an. Einige sind uns heute noch bekannt:

Gründerzeit                                           DDR-Zeit

1843   C. W. Naumann           &nbsnbsp;          VEB Sachsenbräu
1863   Rudolf Sack                            VEB Bodenbearbeitungsgeräte
1871   Tittel & Krüger                    &nbnbsp;    VEB Buntgarnwerke
1897   Gebrüder Brehmer                   VEB Buchbindermaschinen
1882   Schumann & Koeppe                VEB Industriearmaturen und Apparatebau
1884   Konsum Verein Leipzig             Konsumgenossenschaft Stadt Leipzig
1897   Unruh & Liebig                        VEB S.M. Kirow

 

Vorgestellt wird die Firma Mey & Edlich

Fabrikgebäude Mey & Edlich Foto: U. Drechsel
Fabrikgebäude Mey & Edlich Foto: U. Drechsel

1867 erfolgte die Übernahme des Geschäftes der amerikanischen Firma „The Gray´s
American Monled Paper Collar Co" für Papierkragen und Papiermanschetten in Paris. Ernst Mey erwarb das dazugehörige Patent. Aus dieser Übernahme wurde die Firma Ernst Mey & Co gegründet.

Wer war Ernst Mey ?

Carl Ernst Mey wurde am 05. September 1844 im erzgebirgischen Dorf  Niederschmiedeberg als erstes Kind eines Kantors geboren. Ihm folgten noch 13 Geschwister.

In der Zeit von 1859 bis 1863 absolvierte er eine Lehre zum Bankkaufmann in Annaberg.

1864 wurde er im Alter von 20 Jahren als Privatsekretär in dem renommierten Bankhaus Becker & Co in Leipzig eingestellt. Im Jahre 1867 übernahm er die amerikanische Firma in Paris. 1868 nahm er seinen Jugendfreund Bernhard Edlich als Teilhaber in seiner Firma auf und firmierte unter dem Namen Mey & Edlich. (Bernhard Edlich verstarb 1879.)
1869 übersiedelte Ernst Mey von Paris nach Plagwitz und erwarb 1870 das Grundstück der
Dr. Sellnickschen Teppichweberei in der Nonnenstraße 5. Er begann 1871 mit
20 Beschäftigten die Produktion. Ab 1870 war er Mitglied der Leipziger Freimaurerloge „Apollo".

Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen und Heilandskirche Foto: U. Drechsel
Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen und Heilandskirche Foto: U. Drechsel

1883 beschäftigte die Firma bereits 55 Arbeiter und 190 Arbeiterinnen. Die Arbeiter der Firma wurden gezwungen, in die Fabrik-Krankenkasse, einen Vorläufer der heutigen Betriebskrankenkassen, einzutreten. Das war noch vor Einführung der gesetzlich festgelegten obligatorischen Krankenversicherung, die am 31. Mai 1883 beschlossen wurde. Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck  hatte diese initiiert. Die Beschäftigten der Firma Mey & Edlich zahlten von jeder vollen Mark Lohn 1,5 Pfennige in die Fabrik-Krankenkasse ein. Der Fabrikbesitzer zahlte den gleichen Betrag  pro Beschäftigten als Arbeitgeberanteil ein. Die Beschäftigten erhielten aufgrund ihrer Beitrags-Zahlungen kostenlose ärztliche Hilfe sowie Medikamente. Im Krankheitsfall 75 % und wenn sie Kinder besaßen 100 % ihres Lohnes für die Dauer von längstens 3 Monaten. Natürlich hatte der Unternehmer Interesse daran sich eine Stammbelegschaft zu erhalten. Ebenso spielte sicher ein maximaler Profit eine Rolle, aber wir sollten auch soziales Verantwortungsbewusstsein des Unternehmers für seine Arbeiter annehmen.

Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen Foto: U. Drechsel
Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen Foto: U. Drechsel

Ernst Mey begann 1884  bis 1886 in der Seumestraße, heute Holbeinstraße 29, mit der Produktion von Celluloid-Waren. 1889 folgte die Zweigniederlassung in Eilenburg. Daran schloss sich die Gründung einer selbständigen Aktiengesellschaft, der Deutschen Celluloidfabrik AG, an.

Im Jahre 1886 gab Ernst Mey die ersten illustrierten Kataloge heraus. Er gilt somit als der eigentliche Begründer des deutschen Versandgeschäftes. Zweigniederlassungen entstanden in Leipzig, Hamburg, Berlin, Zürich und London.

Als Mitglied des Plagwitzer Gemeinderates unterstützt er den Bau der Plagwitzer Heilandskirche (1886 bis 1888). Ebenso war er an der Gründung eines Heimes für Arbeiterinnen beteiligt. Dieses war der Vorläufer des später selbständigen Hauses „Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen" in der Weißenfelser Straße.
1888 wurde die Plagwitzer Elsterstraße in Ernst-Mey-Straße umbenannt.

Ernst Mey erhielt  1897 den Titel eines Königlich - Sächsischen - Kommerzienrates, eine Ernennung vom König Albert von Sachsen (1828-1902).

Grabstätte Ernst Mey auf dem Plagwitzer Friedhof Foto: U. Drechsel
Grabstätte Ernst Mey auf dem Plagwitzer Friedhof Foto: U. Drechsel

Am 30. Januar 1903 starb Ernst Mey im Alter von 58 Jahren. Am 02. Februar 1903 wurde er
auf dem Plagwitzer Friedhof beigesetzt. Schon im Jahre 1900 hatte er sich zur Errichtung einer Grabmalanlage auf einer bereits früher erworbenen Familiengrabstätte entschlossen.

Der Bildhauer Professor Adolf Lehnert (1862 bis 1948) schuf dieses beeindruckende Grabmal.

Am 03. Juni 1903 übergaben seine Witwe und seine Kinder dem Armenamt der Stadt Leipzig ein Kapital in Höhe von 20.000 Goldmark. Mit diesem Geld wurde die „Ernst-Mey-Stiftung" gegründet. Es war festgelegt, dass die Zinsen des Vermögens je zur Hälfte an Arme in Leipzig - Plagwitz und an Arme im übrigen Leipzig zu verteilen sind.

Zum Zeitpunkt des Todes nahm das Versandgeschäft bereits den 1. Platz im Weltmaßstab ein. Es hatte etwa 2000 Beschäftigte.

Detail der Grabstätte Ernst Mey Foto: U. Drechsel
Detail der Grabstätte Ernst Mey Foto: U. Drechsel

Nach dem Tod von Ernst Mey führte sein Schwiegersohn Curt A. Berger (1869-1948) den Betrieb weiter und erweiterte ihn mit einem Neubau an der Nonnenstraße. Nach 1918 erfolgte die Angliederung neuer Produktionszweige wie Wäschefabrik, Briefordner- und Schreibwarenfabrik sowie eine Metallwarenfabrik auf dem Grundstück Nonnenstraße 1.

Im Februar 1944 wurde durch einen anglo-amerikanischen Bombenangriff die gesamte Bebauung der Nonnenstraße 12 - 18 zerstört.

1953 wurde der Betrieb in staatliche Verwaltung als „Mey & Edlich" übernommen.

Seit 1950 veränderte sich das Produktionsprofil des Betriebes. Die Fertigung von Papierkragen ging immer weiter zurück. Es wurden nun zusätzlich Hemden und Herrenschlafanzüge hergestellt. 1968 wurde die Produktion auf Arbeitsbekleidung umgestellt und 1971 die Papierkragenproduktion eingestellt.
Am 01. Januar 1972 wurde der Betrieb dem VEB Plastex Delitzsch angeschlossen, 1980 dem Kombinat Oberbekleidung Lößnitz und ab 1981 dem Kombinat Baumwolle Karl-Marx-Stadt, heute wieder Chemnitz, unterstellt.

Fabrikgebäude, heute Wohnhaus Foto: U. Drechsel
Fabrikgebäude, heute Wohnhaus Foto: U. Drechsel

Nach 1990, dem Jahr der Einheit Deutschlands, wurde der Industriestandort Plagwitz schrittweise eliminiert und abgebaut. Einige Betriebe in der Karl-Heine-Straße wurden abgerissen. Andere Industriegebäude sind noch vorhanden, aber die Industrie existiert nicht mehr.

Aber es gibt für Plagwitz einen Lichtblick. Nach und nach entwickelt sich eine Kunst-Szene, wie zum Beispiel in der alten Baumwollspinnerei, die weit über Leipzig hinaus Furore macht. Das ehemalige Betriebsgebäude der Firma Mey & Edlich in der Nonnenstraße wurde zu einem wunderschönen und modernen Wohnhaus umgestaltet.

 

Quellenangaben

Riedel, Horst: Stadtlexikon Leipzig von A - Z. Leipzig 2005

Adam, Thomas: Allgemeine Ortskrankenkasse Leipzig 1887 bis 1997. Hg. Pro Leipzig 2005

Herrmann, Ursula und Bachmann, Hannes: Plagwitz - Aus der Geschichte des Vorortes und seiner Industrie. Hg. Rat des Stadtbezirkes Leipzig-Südwest 1986

Paul, Alfred E. Otto: Die Kunst im Stillen - Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen.  No. 3 

Wikipedia:  Ernst Mey

 

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